Food Waste Apps

Anfangs 2025 habe ich meine Dissertation zu Mobilen Apps, die versprechen Lebensmittelabfälle zu reduzieren, eingereicht und verteidigt. In nächster Zeit werde ich Medien und Kanäle suchen, um das erlangte Wissen breiter zugänglich zu machen und die Arbeit zu publizieren. Bis dahin bleibt mir nur das Abstract zu teilen.

Commensal Infrastructures of Decay: The Role of Mobile Apps in Enacting Surplus Food

Die Verringerung der Lebensmittelverschwendung ist eine gesellschaftliche Herausforderung, die Massnahmen von vielen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erfordert. Apps sind eine weit verbreitete Massnahme, welche von Individuen rege genutzt wird. In dieser Arbeit werden drei Apps zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung ethnografisch untersucht: Too Good To Go, OLIO und WasteMentor.

Oftmals werden die Nutzenden dieser Apps beforscht. In dieser Arbeit liegt der Fokus auf Akteuren im Hintergrund der Apps, wobei menschliche und nicht-menschliche Akteure inkludiert werden. Dabei nehmen Infrastrukturen eine zentrale Rolle ein. Meine Forschung untersucht, wie digitale Infrastrukturen sich zu bestehenden thematischen Infrastrukturen (rund um die Verringerung der Lebensmittel-verschwendung) verhalten und wie diese beeinflusst werden, wenn neue App-Infrastrukturen hinzugefügt werden. Diese Dissertation nimmt die ontologische Vielfalt von Mol als Ausgangspunkt und untersucht die Rolle von Apps bei der angestrebten Reduktion von überschüssigen Lebensmitteln, wobei zu Studien, welche Infrastrukturen kritisch untersuchen, beigetragen wird.

Ich zeige, wie verschiedene Realitäten in alltäglichen Situationen umgesetzt werden. Apps fungieren als ‘Ablenker von Verantwortung’, da sie überschüssige Lebensmittel umverteilen. Auf diese Weise werden die Verantwortung und der Aufwand für die Verwendung der Lebensmittel auf den Empfänger verlagert. Durch diese Umverteilung setzen Apps die ‘Potenziale’ von (Markt- oder Forschungs-)Lücken um, die durch die Datafizierung von Lebensmittelabfällen realisiert werden können und die sich in mehreren Währungen auszahlen. Daten spielen daher eine wesentliche Rolle, da diese Apps auch als ‘Grenzvermittler der Datafizierung’ fungieren, wobei sie auf die Unmöglichkeit der Messung von Lebensmittelabfällen hinweisen. Schließlich identifiziert diese Arbeit Apps als ‘Kreator:innen von Sichtbarkeiten’, da sie ein Bewusstsein für das Thema schaffen und den Mangel an digitaler Arbeit aufzeigen, der für den reibungslosen Betrieb dieser Apps erforderlich ist.

Durch die Beschreibung der Realitäten rund um Apps zeigt diese Dissertation die Grenzen digitaler Plattformen bei der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung auf. Diese Apps - in all ihren koexistierenden Versionen - fungieren als kommensale Infrastrukturen. Sie sind ein Cluster an neuen Infrastrukturen, die von App-Anbietenden eingeführt werden und sich auf bestehende Infrastrukturen beziehen, wobei bestehende Infrastrukturen verlagert werden, weitgehend gleich bleiben oder verdrängt werden. Die neuen Infrastrukturen profitieren von den relationalen Praktiken, während sich die Vorteile und Kosten der bestehenden Infrastrukturen die Waage halten, wodurch das Problem der Lebensmittel-verschwendung nicht gelöst wird.

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